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Betuwe-Planungen wecken Bürgerzorn


"Die Holländer machen uns vor, was wichtig und richtig ist", hat Manfred Flore den Überblick. "Die bauen die Betuwe-Linie gleich einer sechsspurigen Autobahn mit Schallschutz aus, und hier in Deutschland landen die Güterzüge dann auf einem Feldweg." Im rappelvollen Saal der Gaststätte "Harlos" entlud sich am Dienstagabend bei der ersten großen öffentlichen Veranstaltung der Initiative "Betuwe - so nicht" viel Bürgerzorn.

Nicht nur die derzeitigen Zustände - Flore berichtete von alten Güterloks und massivem Nachtverkehr auf der Strecke, der die Anwohner nicht schlafen lasse - sondern vor allem die zu erwartenden Belastungen, die da aus den Niederlanden auf Oberhausen zurollen, empören die Bürger.

Zwar sei man durchaus nicht gegen eine Verlagerung der Güter von der Straße auf die Schiene, erläuterte Flore, doch die Bahn verfolge die Taktik, die Strecke volllaufen zu lassen, um dann Folgekosten zu Erhalt und Ausbau des Nahverkehrs von den Kommunen und damit vom Steuerzahler finanzieren zu lassen. Bürgerzorn: "Erst hat sich die Bahn auf Kosten des Steuerzahlers saniert, jetzt zieht sie wieder die gleiche Schiene durch."

Mit der Verwaltung sieht sich der Stadtverordnete Manfred Flore dabei im Einklang, Planungsdezernent Peter Klunk bestätigte: "Wir sind froh, dass die Bürger sich jetzt einmischen." Denn allein komme man nicht weiter, selbst eine Initiative des Bundestagsabgeordneten Wolfgang Grotthaus mit einigen seiner Kollegen sei erfolglos gewesen. Nicht einmal ein Termin mit dem neuen Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig sei dabei zustande gekommen: "Der ist zurzeit auf Tauchstation."

Verwaltung und Bürgerinitiative fordern einhellig, die Strecke ins so genannte Bundesschienenwegeausbaugesetz aufzunehmen, die einzige Möglichkeit, ein drittes Gleis und damit Schallschutz zu bekommen.

Da hatte Manfred Pietschmann, der Philosoph und Gesellschaftswissenschaftler unter den Bahnsprechern, keinen leichten Stand. "Die Deutschen sind mit dem Zug in den Krieg gefahren und mit dem Auto wiedergekommen", erläuterte er den schweren Stand der Bahn.

Bezüglich des Lärmschutzes halte man sich an die Gesetze und in den 70er Jahren seien viel mehr Züge über die Strecke gefahren, "die Anwohner haben sich jetzt an das niedrige Niveau gewöhnt". Flore konterte: "Wenn Sie das so sagen, könnte man fast meinen, das Gesetz verbietet den Lärmschutz." Immerhin konnte Pietschmann durch diese erste Aktion der Bürgerinitiative überredet werden, sich um konkrete Zahlen bezüglich des zu erwartenden Güterverkehrs zu kümmern.

100 Güterzüge könnten auf die Strecke, ohne den Nahverkehr zu stören, so Pietschmann, "das müssen Sie mir jetzt einfach glauben." Der Sprecher einer Weseler Bürgerinitiative konterte hier ebenfalls und legte ein Schreiben des niederländischen Verkehrsministeriums vor, in dem von mindestens der doppelten Menge an Güterzügen ausgegangen wird - als Anfangsszenario.

Manfred Flore kündigte weitere Aktionen der Bürgerinitiative an. Detailliertere Infos zu "Betuwe - so nicht" sind unter Tel: 0208/66 88 69 oder im Internet: www.betuwe.de zu bekommen.

Von MICHAEL NICOLAS (Text) und KERSTIN PRASSE (Fotos) NRZ vom 3. Mai 2001

 


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